Irland ist eine Ausnahme in Europa: Das politische Parteienspektrum im Parlament entwickelt sich seit den 1970er-Jahren stetig nach links. Geprägt ist es von den Erfahrungen des Kolonialismus und der Spaltung der Insel. Die radikale, antikoloniale Kraft war die in den 1790er-Jahren entstandene Republikanische Bewegung. Bald könnte ihre politische Partei in Nordirland und der Republik die stärkste Kraft werden: Sinn Féin ist eine Partei links der Mitte nach dem Vorbild der europäischen Sozialdemokratie. Der Republikanismus dagegen ist eine breite, nationale Befreiungsbewegung.
Dieter Reinisch geht der Frage nach, wie »links« der irische Republikanismus ist und in welchem Spannungsfeld zwischen ländlichen und urbanen Mitgliedern er sich politisch bewegt. Er stellt die Geschichte der Linken auf der irischen Insel, Nord und Süd, dar - Republikanismus, Kommunismus, »Labour« und Trotzkismus. Daneben zeigt er, wie die neuen sozialen Bewegungen zu grundlegenden Veränderungen der Gesellschaft führten: Die Referenden zu gleichberechtigter Ehe und Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs sowie die Bewegungen gegen die Austeritätspolitik und die Einführung von Wassergebühren.