Zeit seines Lebens hat Rafael Chirbes nicht viel Au ebens um sich gemacht. Bescheiden, wie er war, gehörte sich das für ihn nicht. Der Literaturbetrieb war ihm fremd, die Literatur aber bedeutete dem aus armen Verhältnissen stammenden Schriftsteller alles. Sie war sein Zugang zur Welt. In seinem Tagebuch lässt er uns an seinen Lektüreerfahrungen teilnehmen und seinem Leben. Er erzählt von seinen Lieben, von schlaflosen Nächten, in Gesellschaft oder allein, oft mit Alkohol oder Drogen, von den Schmerzen des Alterns, den körperlichen, den seelischen, davon, was es bedeutete, homosexuell zu sein in einem bigotten Land. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich mit Reportagen für eine Gourmet-Zeitschrift, die ihn durch ganz Europa schickt. Jede freie Minute schreibt er an seinen Romanen, immer zweifelnd an dem eigenen literarischen Schreiben, auch dann noch, als die öffentliche Anerkennung längst da war, als er mit allen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde. In diesen schonungslos offenen Aufzeichnungen, die von seinen Anfängen als Schriftsteller bis kurz vor Veröffntlichung von "Krematorium" reichen, zeigt sich ein sensibler, verletzlicher und scharf beobachtender Geist und ein großartiger Stilist, dessen Werk in der Weltliteratur einen festen Platz hat.